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Wann kann mein Baby alleine einschlafen?

Wann kann mein Baby alleine einschlafen?

Geht es dir auch manchmal so? Abends dauert es gefühlte Stunden geplagt von Schaukeln, Beruhigen, Erzählen, Herumtragen und Wälzen bis dein Baby einschläft? Die abendliche Einschlafbegleitung kann sehr erschöpfend sein. Phasenweise ist dabei auch kein Ende in Sicht. Nur verständlich, wenn du dich da fragst: Wann kann mein Baby alleine einschlafen und wie gelingt mir der Übergang dazu?

Jede Familie ist unterschiedlich und so ist auch jedes Baby anders. Deshalb gibt es leider keine allgemeingültigen Tipps und Ratschläge. Achte immer auf eure Bedürfnisse und vor allem, die eures kleinen Wunders. Trotzdem ist alleine Einschlafen ein wichtigstes Thema. Wir möchten mit dir darüber sprechen und dir die Erfahrung der Schlafcoachin Elisabeth Faustmann mitgeben.

Ich bin Elli Faustmann, Mama einer kleinen Tochter und Gründerin von The Little Sleep. Mein Leitspruch im Schlafcoaching für Babys und Kleinkinder lautet: Hilfe zur Selbsthilfe. Ich statte dich mit dem Wissen aus, das du brauchst, um den Schlaf deines Kindes zu verstehen. Und ich stärke dich in deiner Elternschaft und deiner Intuition. Niemand kennt dein Kind so gut wie du! Jede Veränderung wird liebevoll begleitet und in kleinen Schritten umgesetzt. Es gibt keine vorgefertigten Pläne, sondern nur euren individuellen Weg zum Ziel. Bindung und Bedürfnisorientierung sind dabei meine wichtigsten Grundsätze.

Baby alleine einschlafen: Hat es Vorteile?

Gemeinsam mit Mama oder Papa einen Tag abzuschließen und intime Momente zu genießen, in denen intensiv gekuschelt, reflektiert und der Liebes-Tank aufgefüllt werden kann, sind etwas sehr Wertvolles. Doch es kommt der Punkt, an dem dein Kind den Wunsch nach Autonomie äußert oder ihr es mit dem alleine Einschlafen probieren wollt. Hat die neue Schlafsituation Vorteile?

Irrglaube: Förderung der Selbstständigkeit

Häufig liest man, dass Babys und Kleinkinder eine Unabhängigkeit entwickeln und dadurch lernen, die eigenen Emotionen und Bedürfnisse selbst zu regulieren, wenn sie alleine eingeschlafen können. Solche Aussagen solltest du mit Vorsicht genießen, denn entscheidend ist hier, ob dein Kind den nächsten Schritt zum alleine Einschlafen fordert.

"Der Drang nach Autonomie kommt von ganz alleine, aber in Bereichen, in denen Babys und Kleinkinder sich sicher fühlen. Schlafen und die dazu notwendige Schutzlosigkeit gehört ganz bestimmt nicht dazu. Ich weiß, dass das sogenannte "Self Soothing" vor allem im US-amerikanischen Raum propagiert wird und Eltern eingeredet wird, dass sie ihren Kindern damit einen Gefallen tun würden - de facto ist es jedoch nicht so. Und Ansätze wie diese, in denen das von den Eltern ausgeht, sind das exakte Gegenteil von bedürfnis- oder bindungsorientierter Erziehung, die mir in meinen Beratungen wichtig ist."

Elisabeth Faustmann, Schlafcoachin

Alleine einschlafen schafft Zeit für den Partner

Langwierige Einschlafrituale am Abend enden häufig damit, dass ein Elternteil zusammen mit dem Kind einschläft oder erst so spät aus dem Zimmer schleichen kann, dass es sich kaum noch lohnt, etwas mit dem Abend anzufangen. Darunter leidet der gemeinsame Abend mit dem Partner. Gelingt das allein Einschlafen, kann der gemeinsame Feierabend früher losgehen und ihr bekommt wieder die Zeit, die eure Beziehung braucht.

Nächte werden ruhiger

Eltern gewöhnen sich an so einige (Extrem)Situationen, sobald sich ein kleines Wunder auf den Weg macht – auch an die neuen Nächte. Trotzdem sind häufiges Aufwachen und wenig Schlaf auf Dauer sehr belastend. War die Schlafsituation bislang so, dass ihr gemeinsam in einem Zimmer oder gar in einem Bett geschlafen habt, können die Nächte für alle ruhiger werden, wenn dein Baby oder Kleinkind allein einschlafen kann. So weckt ihr euch nicht länger gegenseitig. Als Elternteil bekommst du durch ein Babyphon und geöffnete Türen immer mit, sobald dein Kind dich braucht, du wachst aber nicht bei jedem Wälzen oder Wimmern auf.

Baby alleine einschlafen: Anzeichen erkennen

Du spürst, dass dein kleines Wunder dich braucht und am liebsten mit dir gemeinsam einschlafen möchte? Logisch, denn Babys sind Wesen, die ganz genau wissen, dass sie ohne dich nicht überleben könnten und deshalb viel Vertrauen und Zuneigung spüren müssen, um sich sicher zu fühlen und letztendlich auch einzuschlafen. Den Schritt zum allein Einschlafen möchte man als Elternteil natürlich nicht überstürzen oder erzwingen. Vergiss aber bitte nie, dass du deinen Schatz am besten kennst. Wenn du also spürst, dass ihr gerade eine etwas ruhigere Phase ohne Wachstumsschub, massive Veränderungen oder zu vielen äußere Reizen habt, ist es vielleicht der richtige Zeitpunkt, um einen Versuch zu starten. Wichtig ist, dass du im Hinterkopf behältst, dass es einige Zeit dauern kann, bis du die ersten Erfolge erzielst, da du dabei niemals mit Druck oder Zwang arbeiten solltest, sondern weiterhin immer die Bedürfnisse deines Babys oder Kindes im Blick behältst.

Der Weg, bis dein Baby oder Kleinkind allein einschlafen kann, gestaltet sich häufig mühsam und ist eine wahre Gratwanderung, bei der viel Geduld, Verständnis und Durchhaltevermögen notwendig ist. Mit Sicherheit wirft das auch viele Fragen auf. Für Schlafcoachin Elisabeth Faustmann sind diese Themen an der Tagesordnung. Sie empfiehlt:

„Der dritte Geburtstag wird in der Schlafentwicklung als eine Art „Quantensprung“ gesehen. Viele Kinder sind in diesem Alter in der Lage, ihren Wunsch nach selbstständigem Einschlafen zu äußern. Davor ist der Wunsch alleine einzuschlafen, selten. Das heißt jedoch nicht, dass man es nicht probieren kann - denn ein Kind weiß ja noch nicht, dass es vielleicht auch andere Wege gibt einzuschlafen als z.B. an Mamas Brust. Eltern sollten auf ihr Bauchgefühl hören und sich nicht dem Druck beugen, der sehr oft von Außenstehenden kommt.

Möchte eine Familie das selbstständige Einschlafen versuchen, empfehle ich immer, sich in ganz kleinen Schritten „vorwärtszuhangeln“. Eine Schlafberatung kann dabei helfen, einen für die individuellen Bedürfnisse passenden Schritt-für-Schritt-Plan zu entwickeln und die Eltern bei der Umsetzung unterstützen.“

Elisabeth Faustmann, Schlafcoachin

Zu früh, zu schnell: Was passiert, wenn ich mein Kind dränge?

Alleine einschlafen ist eine besondere Umstellung für dein Baby. Erzwingt man es, kann es zu emotionalen Belastungen, Vertrauensverlust und Schlafproblemen führen. Denn Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse, und bei diesem Thema ist eine besonders einfühlsame Herangehensweise, die auf die individuellen Anforderungen abgestimmt ist, entscheidend, um eine positive Schlafassoziationen zu schaffen.

„Eltern sollten sich immer auf ihr Bauchgefühl und ihre Instinkte verlassen. Sie spüren selbst am besten, ob ihr Kind eine Veränderung annehmen kann oder ob es noch Zeit braucht. Als Schlafcoachin und Mutter bin ich überzeugt davon, dass man seinem Kind nichts Gutes tut, wenn man es in eine Veränderung „zwingt“. Auch unter dem Aspekt, dass selbstständiges Einschlafen im Baby- und Kleinkindalter unseren biologischen Instinkten widerspricht, kann ich diesen Druck auf das Kind nicht befürworten.

Sehr viele Eltern äußern in einem Coaching zunächst den Wunsch nach selbstständigem Einschlafen, weil sie auf Social Media damit regelrecht bombardiert werden. Im Gespräch und mit dem richtigen Hintergrundwissen revidieren sie das dann meist sehr schnell. Den meisten Familien ist am besten geholfen, wenn die Einschlafsituation verbessert werden kann: wenn das Abendritual harmonisch abläuft und die Einschlafbegleitung schnell und entspannt geht. Denn wer bringt nicht gerne ein zufriedenes, entspanntes Kind ins Bett?“

Elisabeth Faustmann, Schlafcoachin

5 Tipps: Baby alleine einschlafen

Alleine einschlafen lernen durch ein Schlafprotokoll

Es kann helfen, über einige Wochen bestimmte Verhaltensweisen zu notieren, um die Muster und Bedürfnisse deines Babys noch besser kennenzulernen. Dabei beobachtest du den Schlafbedarf sowie die -zeiten, Müdigkeitsanzeichen und Schreiphasen. Was fällt dir auf? Dein Baby fängt zum Beispiel abends ab einer bestimmten Uhrzeit an zu weinen? Dann solltest du das Einschlafritual unbedingt vorher beginnen. Beim Spazierengehen findet es im Kinderwagen meist in den Schlaf? Dann weißt du, dass der Spaziergang besser nicht zu spät sein sollte, damit dein Baby abends wieder müde ist.

Gute-Nacht-Rituale

Schafft euch einen sicheren und intensiven Moment, in dem ihr ein Einschlafritual durchführen könnt. Es sollte immer um die gleiche Uhrzeit stattfinden und dieselbe Reihenfolge von Tätigkeiten beinhalten, zum Beispiel: 1. Einschlaflied, 2. Kuscheln & Reden, 3. Vorlesen und 4. Licht aus. Integriere auch bei kleineren Schläfchen eine feste Routine. Das kann deinem Baby helfen, sich sicher zu fühlen und alleine einzuschlafen.

Alleine einschlafen: Gute Bedingungen schaffen

Sicherheit und Geborgenheit sind der Schlüssel. Dazu gehört auch, dass du eine angenehme Schlafumgebung schaffst. Ein ruhiger, dunkler Ort mit angenehmer Schlaftemperatur zwischen 16 und 20°C und bequeme Schlafbekleidung gehören zum Beispiel dazu. Auch die gestillten Grundbedürfnisse sind wichtig: Dein Kind sollte auf jeden Fall satt und mit einer sauberen Windel ins Bett gehen. Die richtige Schlafumgebung ist wichtig, damit dein Baby alleine einschlafen kann. Wenn du mehr dazu wissen möchtest, findest du hier detailliertere Informationen.

Hier wird die von uns entwickelte WUNDER-Methode für sicheren Babyschlaf erklärt.

Im Liegen einschlafen lassen

Neben der richtigen Schlafumgebung kannst du auch auf die Schlafposition achten, damit dein Baby erfolgreich alleine einschläft. Damit es frei atmen kann und, um eine optimale Sauerstoffversorgung zu gewährleisten, sollte es im Liegen schlafen. Das ist die sicherste Position. Zusätzlich schützt es deinen Liebling auch vor Überhitzung, da das Gesicht freiliegt und so Wärme abgeben kann.

Geduldig bleiben

Es gibt nicht den einen Tipp, mit dem es sofort funktioniert. Damit dein Baby alleine einschlafen kann, ist Geduld erforderlich. Deshalb muss die gesamte Familie für diesen Schritt bereit sein, da es wahrscheinlich mehrere Anläufe, Flexibilität in der Vorgehensweise und eine extra Portion Liebe und Zuneigung braucht. Deine Familie ist einzigartig und so geht ihr euren individuellen Weg – egal, wie lange er dauert.

Plötzlich allein: Baby im eigenen Zimmer alleine einschlafen

Alleine einschlafen kann auch bedeuten, dass dein Kind nun in seinem eigenen Zimmer schläft. Das ist eine große Veränderung. Bis dahin war Mama oder Papa vielleicht nur eine Armeslänge entfernt oder das leise Atmen von den wichtigsten Menschen hat dein Baby die gesamte Nacht als Hintergrund begleitet. Diese Tipps zum Umzug in das eigene Zimmer und dem alleine Einschlafen hat Elisabeth für dich:

  • Abwarten, bis die gesamte Familie sich wirklich bereit fühlt: Die Eltern sind der sichere Hafen für ihr Kind. Wenn es verunsichert ist oder protestiert, müssen die Eltern in der Lage sein, es aufzufangen.
  • Für möglichst viel Ruhe sorgen: Der Umzug sollte im normalen Alltag stattfinden. Eine Eingewöhnung, ein großer Entwicklungssprung, die Ankunft eines Geschwisterchens oder ein Umzug sind kein geeigneter Zeitpunkt, um ein Kind auch noch mit dem Umzug ins eigene Zimmer zu fordern.
  • Je nach Alter kann es hilfreich sein, dein Kind mitentscheiden zu lassen: Vielleicht darf es bei der Dekoration mitreden, sich eine Bettwäsche aussuchen oder ein neues Nachtlicht zieht ein?
  • Das eigene Zimmer oder Bett sollte auch tagsüber ein Ort sein, an dem sich Kind und Eltern gerne aufhalten. Regelmäßige Spielzeiten im Zimmer können dabei helfen, sich vertraut zu machen.
  • Ein Tagschlaf macht idealerweise den Anfang, dieser kann im eigenen Zimmer stattfinden. Der Nachtschlaf darf folgen, wenn es mit dem Tagschlaf an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen gut klappt.
  • Die richtige Erwartungshaltung: Die erste Zeit im eigenen Zimmer kann beängstigend sein! Es ist völlig normal, dass ein Kind zunächst wieder öfter wach wird. In vielen Fällen ist es hilfreich, wenn eine Bezugsperson die ersten Nächte mit dem Kind gemeinsam im neuen Zimmer verbringt.
  • Akzeptanz und ein „Weg zurück“: Protestiert das Kind vehement oder verschlechtert sich sein Schlaf über einen längeren Zeitraum hinweg, war es vielleicht noch zu früh. Es kann auch sein, dass das Schlafen im eigenen Zimmer phasenweise abgelehnt wird, wenn das Kind z.B. einen Entwicklungssprung durchmacht oder krank wird. Ein Plan B erleichtert allen das Familienleben, danach kann man einen neuen Versuch wagen.

Lass dir bei dem Thema Schlaf nie Druck von außen machen. Äußert dein Kind den Wunsch alleine einschlafen zu wollen oder du möchtest es aus irgendeinem Grund ausprobieren, ist es in Ordnung, egal zu welchem Zeitpunkt das ist. Du kennst deine Familie und deren Bedürfnisse am besten. Das Wichtigste ist, dass du es nicht erzwingst und akzeptieren kannst, dass diese Umstellung eine gewisse Zeit dauern kann. Bei dem einen klappt es schneller, bei dem anderen dauert es länger. Und das ist okay.

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